Kyudo schult Konzentrationskraft und Gelassenheit, es schärft die innere Wahrnehmung und wirkt sich positiv auf Körperhaltung, Balance und Bewegungskoordination aus.
Kyudo ist aber auch geistiges Üben zur Entwicklung der Persönlichkeit.
Da es nicht auf Muskelkraft ankommt, sondern auf sensible Bewegungskoordination, ist Kyudo für Frauen und Männer jeden Alters geeignet.
Auszug aus
Der das Böse vernichtende Yumi (Bogen)
von Shibata Kanjuro XX, Sendai
(Übersetzung: Susanne Albrecht)
(Der Vortrag wurde im Mai 1985 von Shibata Sendai vor der Kyoto Dharma-Studiengruppe anlässlich der Übergabe eines Hama-Yumi
gehalten, den er der Gruppe als Geschenk überreichte.)
Jede/r ist von "hungrigen Geistern" umgeben - Versuchungen, Begierden, negativen Gedanken und so weiter. Der Ha-Ya, der erste Pfeil, ist dazu da, diese hungrigen Geister auszutreiben. Der Oto-Ya, der zweite Pfeil, ist ein Symbol dafür, dass man das Glück willkommen heißt, weil man gereinigt worden ist.
Inwiefern hängt all dies mit Kyudo zusammen? Kyudo beruht auf strengen Regeln der Etikette. Es ist ein Wettkampf mit sich selbst. Beim Sport versucht man zu siegen, aber Kyudo ist nicht so. Die
Zielscheibe ist keine Zielscheibe. Sie ist der Spiegel eures eigenen Geistes. Die Menschen besitzen sieben Grund-Emotionen oder Verunreinigungen. Glück, Zorn, Habgier, Erwartung, Traurigkeit,
Angst und Erstaunen. Das Ziel des Kyudo ist es, diese Verunreinigungen zu durchschneiden, um Mu, die Leere, zu erfahren.
Viele Menschen praktizieren Meditation, aber nach fünfzehn oder zwanzig Minuten wird man unruhig und möchte zum Ende kommen. Kyudo ist Zen im Stehen. All diese Hoffnungen und Begierden und das
Denken beim Spannen des Yumi, wie bspw. "Ich möchte das Ziel treffen, ich möchte einen schönen Stil haben", werden den Ya dazu veranlassen, in eine völlig andere Richtung zu fliegen.
Erkenne dich selbst. Erkenne zuerst deinen Geist, und dann kannst du Kyudo praktizieren. Wenn dein Geist richtig ist, wirst du das Ziel auf ganz natürliche Weise treffen. Es ist in deinem ganzen
Leben so, nicht nur beim Kyudo. Wenn du dir immerzu Gedanken über das Ziel oder das Ergebnis machst, kann nichts Gutes dabei zustande kommen. Wenn du dagegen immer zuerst dich selbst betrachtest
- deine eigenen Füße, deine eigene Grundlage, dann werden sich die Dinge auf natürliche Weise richtig ergeben.